So, nach einem Jahr sind wir mal wieder da. Na klar, so viel passiert ja nicht im erwachsenen Hundeleben, am 20.10. wurde Louie stolze 3 Jahre alt. Und natürlich gab es wieder Hackfleisch / Möhren / Kartoffel / Quark / Würstchen / Petersilie / Leberwurst – Torte.


Eigentlich müsste er jetzt erwachsen sein… ist er aber noch nicht. Wir warten noch darauf… Das folgende Plakat hängt bei uns am Schrank, es sollte entfernt werden, wenn er den 3. Geburtstag hat, aber wir müssen es wohl noch hängen lassen, er befindet sich noch in der Raptor-Phase:

Er hält sich aber für den schönsten Australian Shepherd, das sieht und merkt man auch 🙂

Wenn wir ihm jetzt Noten geben würden, würde er zu Hause eine glatte 1 bekommen. Das gilt ebenso für den Garten und für das Autofahren. Auch wenn Besuch kommt, ist alles im Reinen! Und wo klappt es immer noch nicht?
Draussen ist es immer noch (nicht immer, aber oft) anstrengend, obwohl wir alle Möglichkeiten ausprobiert haben. Im Groben sind dies zwei Möglichkeiten: entweder den Hund auslasten, damit er müde wird (Dummytraining, Apportierspiele, Rückruftraining mit Pfeife usw. usf.) Oder eben den Hund gar nicht auslasten, sondern Ruhe in ihn bringen: An kurzer Leine gehen, wenig Reizen aussetzen, viel Unterordnung, viel auf Bänke setzen, viel tief durchatmen.

Nun gibt es natürlich Schlaumeierinnen, die meinen, das wäre doch schön, so ein junger Hund muss doch lustig und voller Energie sein. Naja, das will ich mal klären:
Positiv wäre: freudig, energiegeladen, lustig und erwartungsvoll Kommandos ausführen.
Negativ ist: überreizt, gestresst bei fremden Situationen, ohne Selbstkontrolle, Übersprungshandlungen, hektisches Ausführen von Kommandos, sozusagen „on fire“.


Vor drei Wochen hatte ich beim Trailen leider einen Unfall. Da war ganz plötzlich ein Eichhörnchen vor Louies Nase und ich hab es nicht schnell genug gesehen und konnte nicht mehr reagieren. Wärend ich die Schleppleine los liess, fiel ich auch schon der Länge nach hin. Knie aufgeschürft, Handballen ebenso, rechter Arm gezerrt und Rippe geprellt. Louie : natürlich erstmal dem Eichhörnchen hinterher, da er aber nicht auf Bäume klettert, kam er gleich wieder zurück. Seit dieser Begegnung ist / war Louie besonders stressanfällig. Und nun weiss ich seit einigen Tagen, dass eine solche Begegnung einen so hohen Adrenalinausstoss beim Hund auslöst (sollte sich jeder merken, dessen Hund einmal hinter einem Reh oder Hasen her ist), dass es bis zu drei Wochen dauern kann, bis der Stresspegel wieder runter ist. Und wenn der Hund immer mehr Reize hat, wird es immer schlimmer. Also ist zur Zeit diese Variante angesagt:
kurze Spaziergänge, wenig Reize, viel Ruhe draussen, keine Spielchen in freier Wildbahn. Und was soll ich sagen, das funktioniert wunderbar, plötzlich kann Louie runterfahren. Wir sind damit auf einem guten Weg, aber ich schwanke immer zwischen: „Der Hund muss Action haben“ und „Der Hund muss Ruhe haben“. Es ist schwierig, einen guten Mittelweg zu finden.

In meinem letzten Eintrag hatte ich geschrieben, dass ich das Buch „Resilienz bei Hunden“ von Vanessa Engelstädter gekauft hatte. Und mittlerweile war ich zweimal bei ihr in Wolfsburg. Sie hat mich und Louie im Frühling auf den Weg gebracht, den wir jetzt gehen. Der Weg hat sich gelohnt, Louie ist ein toller Hund und ich eine tolle Hundehalterin und wir werden unsere Persönlichkeiten weiterhin versuchen auf einen Level zu bringen 🙂 Ich bin froh, dass ich sie kennen gelernt habe.
Trotz aller Schwierigkeiten haben wir durchaus auch viele schöne Spaziergänge, es soll hier nicht so klingen, als wäre alles draussen eine Katastrophe.

Wenn ich mich nicht gerade dabei hinlege, ist das Mantrailing eine Sache, die Louie wirklich hervorragend macht. Natürlich ist er dabei auch nicht gerade ruhig und hoch konzentriert, aber er löst immer alle Aufgaben. Und unser Trainer Mike hat auch mich den Tiefen des Trailens näher gebracht, denn nicht nur der Hund muss lernen, auch der Mensch. Ich musste schon durch Flüsse waten, durchs Unterholz kriechen, über Berge und Täler in Sandabbaugebieten krabbeln, durch den Schlamm waten, quer durch Brombeeren und Brennesseln kriechen. Aber auch durch Fussgängerzonen, über Tennisplätze, durch Schul-Turnhallen, und Treppen hoch und runter. Manchmal auch an nackten Männern vorbei, die versteckt im Gebüsch am Oldenstädter See in der Sonne lagen, aber das wollen wir nicht weiter vertiefen.
Und selbst Menschen, die gar nicht da waren, mussten wir suchen. Ja, das klingt blöd, ist es aber nicht. Der Hund bekommt einen Geruch von jemand, der gar nicht an dieser Stelle war und genau das muss er anzeigen. Dass dieser jemand eben NICHT da war.
Im Januar werden wir ein Wochenende im Harz mit Mantrailing verbringen, vielleicht gibts dann was Aktuelles zu erzählen?

Schaut mal, er geht überall hoch, wenn er soll, kann man ihm denn böse sein?



Schwimmen kann Louie mittlerweile auch richtig, d.h. er paddelt nicht mehr so hektisch in der Gegend rum, das folgende hier war am Schaalsee… oder war es am Gartower See… oder am Meetschower See…? Ach herrje, ich weiss es nicht mehr, aber man sieht daran, wir waren öfter schwimmen in diesem Jahr 🙂

Achja, Louie war auch mal krank im Sommer. Er hatte eine Geschwulst am Zahnfleisch, eine Epulide. Sie wurde entfernt und dann musst er eine Zeitlang einen Kragen tragen. Nein, die OP am Zahnfleisch war kein grosses Problem, aber er hatte natürlich eine Injektionsnarkose und da wo die Nadel im Bein war, wird geschoren und es ist ein klitzekleines Löchlein. Unser Prinz auf der Erbse hat geleckt und geleckt und geleckt, als gäbs kein Morgen. Und hat dann mit einem Kragen für 9 Tage geendet. Das hätte er einfacher haben können, aber so ist er eben: Was da nicht an seinen Körper gehört oder juckt oder piekst oder komisch aussieht, geht gar nicht!
So, und nun machen wir beide ein Schläfchen, macht es gut, Ihr alle!
