9. Woche

Louie kann schon SITZ

Dass nun so schnell ein neuer Hund ins Haus kam, war so eigentlich nicht geplant, aber das Schicksal nahm halt seinen Lauf. Ziemlich schnell wurde mir klar, dass ein Australian Shepherd vom Züchter zur Zeit lange Wartezeiten hat, dass die Züchter/innen zum Teil horrende Preise (bis 4.000 € verlangen) und dass das schwierig werden könnte. Auch anderen Rassen geht es nicht viel besser, Coronazeiten sind Zeiten, wo die Menschen, die immer schon einen Hund wollten, sich diesen Wunsch erfüllen. Ich fürchte, dass nicht all diese Hunde ein erfülltes Leben haben werden.

Na klar, all die armen Tierheimhunde oder Auslandshunde suchen auch neue Halter/innen. Ich bewundere auch all die Menschen, die sich dieser armen Seelen annehmen. Für mich habe ich aber entschieden, dass ich einen Welpen möchte, der eine gute Sozialisierung hat und damit alle Voraussetzungen, ein für mich stressfreier Hund zu werden.

Durch Zufall, Schicksal und gute Beziehungen kam ich nun doch schnell an einen Welpen einer Züchterin, die genauen Umstände will ich mir sparen, hier zu schildern, das könnte zu unnötigen Diskussionen führen. Jedenfalls preislich im für mich bei einem Rassehund normalen Rahmen, entwurmt, gechipt, Augen- und MDR-untersucht, Papiere beim ASCA beantragt, kam dann Louie zu uns. Gerade mal 8 Wochen alt, musste er schon die weite Reise von Mecklenburg-Vorpommern ins Wendland im östlichen Niedersachsen antreten. Das sind allerdings gerade mal zwei Stunden gewesen. Er war und bleibt also ein Norddeutscher 🙂

Natürlich haben wir als langjährige Hundehalter alles im Haus, ausser Welpenfutter. Und da der Kleine gebarft wurde, habe ich von der Züchterin das bekommen, was erstmal gebraucht wurde. Und dann ging es auch schon los…

Ich habe immer gesagt, dass ich nie einen kleinenWelpen im Winter haben möchte. Hatte ich auch noch nie. Aber jetzt. Und dazu ist auch noch ziemlich mieses Wetter. Immerhin muss er nicht so ganz oft in der Nacht. Wir gehen um 23.00 Uhr ins Bett, dann stehe ich um 3.00 Uhr auf, dann nochmal um 6.00 Uhr und um 7.30 Uhr ist dann die Nacht zu Ende. Um 3 und um 6 Uhr macht er vorschriftsmässig seine Geschäfte. Ich allerdings stehe da im Bademantel (manches Mal noch zusätzlich mit Regenjacke) und warte, bis er fertig ist.
Mein nächstes Ziel wäre, daß er alleine rausgeht und ich zumindest in der Tür stehen bleiben kann und nicht in der winterlichen Nacht draussen herum irren muss, bis er fertig ist.

Wir haben total vergessen, wie anstrengend so ein Welpe ist. Dazu kommt, dass wir die letzten Hundegenerationen immer zwei Hunde hatten, also immer war einer älter als der andere. Die Jüngeren haben sich dann immer wahnsinnig viel von den älteren abgeguckt und wir hatten gar nicht so viel Arbeit. Also mit der eigentlichen Erziehung zwar schon, aber eben nicht mit der alltäglichen Routine. Da wird sehr viel innerhalb eines Rudels gelernt.
Das geht mit Alltagsgeräuschen los und endet mit dem menschlichen Gepflogenheiten so über den Tag.

Für Louie ist erstmal alles, was er nicht kennt, unheimlich. Das Eselsgeschrei vom übernächsten Nachbarhof, der Kinderlärm vom nächsten Nachbarn, der LKW oder das Motorrad auf der Strasse. Auch die Kirchenglocken haben Louie am ersten Tag zu einem Spurt ins Haus veranlasst.
Allerdings lernt er sehr sehr schnell und wird immer vorwitziger.

Am ersten Tag hatte ich erstmal die Hände von den kleinen Zähnchen zerbissen, mittlerweile ist es schon viel weniger geworden und so langsam lernt er wohl die Beisshemmung.

Das hindert ihn aber nicht an seinen Versuchen, Tischbeine, Decken, Lampenkabel und Körbe zu beknabbern. Die erste Stehlampe hat schon einen Plastiküberzug ums Kabel und die Schuhe stehen plötzlich eine Etage höher als normalerweise.
Besonders interessant aber ist mein Frottee-Bademantel, da kann man sich gut dranhängen nachts um 3.00 Uhr. LASS DAS ist das wohl häufigste Wort hier dieser Tage. Alternativ hat er natürlich diverse Spielzeuge, die mal mehr, mal weniger interessant sind.

Das SITZ haben wir schon ordentlich mit Clicker und Leberwursttube geübt, das macht er schon ganz gut – sogar wenn ich das Futter zubereite und ihm den Napf hin stelle. Da bleibt er tatsächlich schon sitzen.

Auch KOMM HER wird natürlich geübt und mit Verbindung eines Pfiffs (scheint er von der Züchterin zu kennen) geht auch das schon ganz gut, wobei alles natürlich nur in Haus und Garten geschieht.

Obwohl vieles schon ganz gut klappt, waren wir auch schon mit den Nerven fertig, das muss auch mal gesagt werden… wenn er überhaupt nicht „runterkommt“, trotz LASS DAS nur Dinge tut, die er nicht tun soll, wenn er nur rumrast und völlig überdreht, ja, dann soll man ihn zur Ruhe bringen, ist schon klar, nur… so schnell geht das dann in der Realität auch nicht. Und zum Beispiel in Ruhe ein Buch zu lesen, geht gar nicht, weil man ja immer nach ihm guckt. Immerhin kann ich schon staubsaugen und spülen und kochen, ohne dauernd nach Louie zu sehen. Ja, wir haben auch eine Box, aber da ist er immer nur mal eine Stunde drin, wenn er wirklich müde ist. Eine Box kann man als Rückzugsmöglichkeit antrainieren, unsere ehemaligen Hunde kannten das auch, aber eine geschlossene Box ist eben kein Aufbewahrungsort für einen Hund, schon gar nicht für einen Welpen.

Übrigens schlafe ich gerne aus, vor allem im Winter, damit ist es wohl erstmal vorbei….

Natürlich ist Louie total süss und wir haben erste Erfolge im Zusammenleben, aber es soll nicht verheimlicht werden, dass der Zwerg ganz schön anstrengend ist. Wie sagte die Züchterin, als ich sie fragte, welchen „Lebhaftigkeitslevel“ Louie innerhalb seiner Wurfgeschwister hat. „Er ist nicht der Wildeste, aber wenn Ihr einen ruhigen Hund wollt, dann nehmt einen Labrador“: Nee, es soll natürlich ein Australian Shepherd sein und kein Labrador, wir schaffen das schon. Das müssten wir doch, der dritte Aussie? Der siebte Hund? Das müsste wirklich mit dem Teufel zugehen, also sind wir zuversichtlich.

Täglich bekam er vom ersten Tag an das Halsband für eine Stunde an, damit er sich daran gewöhnt. Nach ein paar Tagen wurde Leinentraining geübt, immer mal 10 Minuten, zweimal am Tag.

Am Ende der ersten Woche haben wir die erste Nah-Begegnung mit zwei Nachbarhunden zugelassen, das ging schon sehr gut. Bei der ersten Begegnung, wo er sie nur von weitem gesehen hat, rannte er vor Schreck zurück ins Haus.

Und das Vogelhaus wird jetzt auch interessant, da kann man ja tatsächlich Vögel zum Wegfliegen veranlassen!

Die ersten Tage war er sehr reserviert zu fremden Leuten draussen, mittlerweile geht er schon interessiert zu ihnen hin. Jedoch sind wir bestrebt, dass das Ganze etwas ruhiger abgeht, meine letzten Hunde waren über Besuch meistens zu sehr erfreut für meinen Geschmack (JUCHHUU, ES KOMMT JEMAND).

Dann war die erste Woche mit uns vorbei und wir drei haben zusammen schon sehr viel gelernt…

Weiter gehts bei 10. Woche.